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Flexibles Taping |Kinetische Tapes am Pferd

Wirkung

 

' Kinesio' = Bewegung

 

Durch das Aufkleben der dehnbaren und flexiblen Tapes kommt es zuerst zu einem Abheben der oberen Hautschichten. Dies führt bei der alltäglichen Bewegung zu einer ständiger Verschiebung und Bewegung der Haut, des Gewebes und der Faszien. Das hat dann zur Folge, dass die Durchblutung und der Lymphabfluss in diesem Bereich gesteigert wird. Alleine das kann eine bessere Versorgung, besseren Lymphabluss und das Lösen von Verklebungen bewirken.

Auch Verspannungen der Muskulatur werden positiv beeinflusst.

 

Das wichtigste für eine wirksame Tapeanlage ist die Bewegung. Wie oben erwähnt entfaltet ein Tape seine volle Wirkung nur, wenn die Bewegung des Gewebes mit der Flexibilität des Tapes arbeitet. Bei sämtlichen Ruhigstellungen sind Tapes also wirkungslos und sogar kontraindiziert.

 

Tapes sollten immer als ergänzendes Therapieverfahren, nach Absprache mit behandelnden Tierarzt und/oder Therapeut  angewendet werden. 

 

Indikationen

  • Verspannungen/Verklebungen lösen
  • Muskelschwächen/Muskeldysbalancen unterstützen 
  • Reizung/Verletzungen der Sehnen
  • Bandapparat unterstützen
  • Abbau Hämatome
  • Schmerz/Triggerpunkte
  • Ödeme
  • Narbenbehandlung
  • habituelle Patellafixation
  • Unterstützung arthrotische Erkrankungen
  • akuter/chronischer Husten

Kontraindikationen

  • akute Ruptur Sehne/Bänder/Muskeln
  • Frakturen
  • frische Hautverletzungen
  • akute Einblutungen/Hämatome
  • Ruhigstellung 

 

Vor der Tapeanlage sollte das Pferdefell sauber und möglichst fettarm sein. Damit der Kleber seine volle Wirkung erreicht, sollte sich das Pferd 1 Sunde nach Anlage möglichst wenig bewegen. Nach 3 - 4 Stunden ist das gewöhnliche Training wieder möglich (falls keine weitere Therapie statt gefunden hat). 

Das Tape löst sich in den meisten Fällen von alleine bzw. sollte es nach 1 - 2 Wochen entfernt werden. 

 

Muskeln | M. Brachiocephalicus

Heute mal was zum Thema Anatomie unserer Pferde. Als Therapeut ist die Anatomie für mich, wie das Gesetzesbuch für einen Juristen. Sie zu kennen lässt mich das Pferd, sein Verhalten, seinen Bewegungsablauf und die Biomechanik verstehen. Auch meine Einstellung und Art des Trainings hat sich verändert, seitdem ich die Anatomie des Pferdes kenne. Diese 'AHA' Momente, die ich während meiner Ausbildung hatte, möchte ich mit euch teilen. Ich finde in der reiterlichen Ausbildung, auch gerade bei den Abzeichen der FN kommt der Aspekt der Anatomie und Biomechanik im Bezug aufs reiten viel zu kurz. 

 

Musculus Brachiocephalicus 

Besteht aus 2 Muskelanteilen (siehe Bild) 1) M. cleidomastoideus

                                                                            2) M. cleidobrachialis                                   

Der rote Anteil entspringt oben am Schädel des Pferdes, an einem Vorsprung des Schläfenbeines. Er Verläuft seitlich im unteren Hals Drittel bis zum Klavikularstreifen, also des zurück gebildetem Schlüsselbeines des Pferdes.

 

Interessant: Das Pferd besitzt kein knöchernes Schlüsselbein wie wir. Es ist nur noch eine bandhafte Struktur angelegt. Somit hat das Pferd mehr Bewegungfreiheit im Schultergürtel und Thorax Bereich.

 

Der Grüne Anteil entspringt am Klavikularstreifen und verläuft frontal bis zum Oberarmknochen (Humerus).

 

Aufgaben/Funktion: Dieser Muskel ist der wichtigste Vorführer der Vordergliedmaße. Zudem zieht er den Kopf nieder und kann diesen auch seitwärts drehen. 

 

Therapeutischer Zusammenhang | Problematik

Wichtig für meine Arbeit ist zu wissen, was passiert wenn dieser Muskel ein Problem hat.

Was kann er für Probleme machen?

  1. Verspannungen können entstehen
  2. 'Übertraining' des Muskels  / Unnormale Ausbildung des Muskels 'Hypertrophie'
  3. Ein Muskelschwund 'Arthrophie'

Wie äußern diese sich?

  1. Schmerzen durch Verspannung können sich vielfältig äußern, zB. schnappen beim putzen, beim reiten steif/widerwillig
  2. ein 'Unterhals' tritt hervor
  3. Das Pferd hat Schwierigkeiten sich beim reiten korrekt aufzurichten und dort zu 'halten', der Hals sieht meistens eher dünn aus

Was gibt es für Gründe dafür?

  • Verspannungen entstehen zB wenn das Pferd gegen den Zügel geht. Das heißt wenn es in unseren Augen nicht 'durchs genickt geht', aber auch wenn versucht wird das Pferd 'auf die Brust zu ziehen'. Diesem will sich das Pferd entziehen.
  • Fehlendes untertreten der Hinterhand führt zur Kompensation in Hals und Vorderbein. Der Hals wird meistens hoch und schräg gehalten, um das Vorderbein besser vor zu kriegen
  • Zudem können Verspannungen dieses Muskels durch Schonhaltung, bzw Lahmheit in der Vordergliedmaße entstehen. Durch das Lahmen ist der normale Bewegungsablauf des Vorführens der Vordergliedmaße gestört/nicht flüssig und somit auch die Funktion des Muskels beeinträchtigt.
  • Auch Blockade im Wirbelsäulen Bereich kann zu Fehlfunktionen führen und somit zu Verspannungen bis hin zur Hyperthrophie ( Unterhals). 
  • Kopper neigen durch die ständige Aktivität zu Verspannungen und Unterhälsen

Generell sollte man einem Unterhals immer auf den Grund gehen. Kein Pferd hat seit der Geburt so eine Hyperthrophie eines Muskels. Mit Therapie und Trainings, evtl sogar Haltungsänderungen können dieses Problem mindern und normalisieren. 

 

 

 

 


Chiropraktik. Im Vergleich.

Die Anfänge der Chiropraktik etablierte Daniel David Palmer aus den USA im Jahr 1895. Die Chiropraktoren haben sehr ähnliche Ziele wie Osteotherapeuten, erreichen diese nur auf eine etwas andere Weg. Sie behandeln vorwiegend die Gelenke des Skelettsystems und legen das Hauptaugenmerk hierbei auf die Wirbelsäule. Die Blockaden die dabei gefunden werden, werden in der Chiroptaktik als Subluxationen und vertebraler Subluxationskomplex.

Mit den manipulativen Techniken, bekannt als einrenken, an der Wirbelsäule wollen sie als Domino Prinzip weiterlaufend andere Strukturen (wie zB Muskulatur, Organe, Nervensystem..) und somit Blockaden erreichen und lösen. Weichteil und Massagetechniken werden auch durchgeführt, treten aber eher in den Hintergrund.

 

 

Die Indikation, also wann man eine chiropraktische Behandlung sinnvoll wäre, sind gleich der osteopathischen Indikationen. Und somit sind auch die Kontraindikationen die selben.  

Chiropraktik.

  • Chiroptaktoren behandeln vorwiegend an der Wirbelsäule

  • Chiropraktoren behandeln Subluxationen

  • Chiropraktoren behandeln vorwiegend mit manipulativen Techniken, weniger Weichteiltechniken

Osteopathie.

  • Osteotherapeuten behandeln alle Läsionen die sie im System finden (auch die einzelnen Teile einer Domino Kette)
  • Osteotherapeuten behandeln Läsionen (andere Definition)
  • Osteotherapeuten behandeln je nach Läsionen mit Manipulation, Autoregulation (Pferd löst Blockade selber),weichen Techniken wie eine Mobilisation des Gelenkes, oder verschiedenen Weichteil – sowie Bindegewebstechniken

  •   

Durch die andere Art der Therapietechniken sieht die osteopathische Behandlung etwas 'weicher' aus, manchmal fragt man sich auch was das gerade bringen soll, was der Therapeut da macht. Die chiropraktische Behandlung ist etwas klarer durch die manipulativen Techniken.

 

Fazit: Beide Therapieformen haben ihre Einsatzbereiche. Jedes Tier und jeder Mensch reagiert anders auf Therapie, deswegen kann ich so pauschal nicht sagen: Das ist richtig und das falsch. Ich empfehle es einfach auszuprobieren, erst dann findet man raus was einem , oder seinem Pferd hilft. 


Zähne.Zahnarzt.Futter.

Bei ausgewachsenen Pferden sollte jedes Jahr einmal der Tierarzt für die Zähne kommen, bei jungen Pferden sogar alle halbe Jahr. Aber Warum ist das eigentlich so wichtig? Wie viele Zähne hat ein Pferd? Warum muss der Zahnarzt eigentlich immer was von den Zähnen abraspeln? Warum sind sie oft so komisch Gelb? 

 

Das Gebiss eines ausgewachsenen Pferdes umfasst circa 36 - 44 Zähne. Es besteht aus hinteren und vorderen Backenzähnen, Eck - oder Hakenzähnen, Schneidezähnen und eventuell Wolfszähnen. Dazu habe ich euch eine grobe Skizze zum verdeutlichen aufgemalt (ich weiß, künstlerisch kann ich eine zweite Karriere anstreben!!!). Oft werden Hakenzähne und Wolfszähne verwechselt, oder in einen Topf geworfen. 

 

Eck - Hakenzähne: Haben für die Nahrungsaufnahme keine Bedeutung, treten zwischen 4 und 5 Jahren hervor. Bei Stuten eher selten. Sie können an jeglicher Position zwischen Backenzähne und Schneidezähnen auftreten.

 

Wolfszahn: Ist ein zurück gebildeter Backenzahn (Evolutionsbedingt: vergleichbar mit den Kastanien), dies erkennt man auch gut an seiner Position. Er liegt direkt vor dem ersten richtig ausgebildeten Backenzahn (siehe Bild). Öfters taucht er noch im Oberkiefer auf. Für die Nahrungsaufnahme hat auch er keine Bedeutung mehr. Teilweise kann es Probleme mit dem Gebiss geben, dann sollte er entfernt werden. Auch 'blinde Wolfszähne', die verdeckt sind durch das Zahnfleisch, können Probleme verursachen. 

 

Zahnwechsel.

Alle Zähne, außer die hinteren Backenzähne, besitzen Milchzahn - Vorläufer. Diese Milchzähne fallen jeweils zu unterschiedlichen Zeiten aus. Diese will ich hier gar nicht alle auflisten. Das wichtigste ist zu wissen, dass bei einem 2,5 Jährigem Pferde circa 12 Zähne auf einmal wechseln. 

Interessant: Die meisten Sportpferde werden zu dieser Zeit angeritten, werden ans Gebiss gewöhnt. Galopper sind in dem Alter schon auf der Rennbahn unterwegs. Jeder von uns weiß wie schmerzhaft Zahnwechsel sein kann, ich bin daher stark für ein deutlich späteres anreiten.

 

Gelbe Verfärbung.

Nein unsere Pferde haben zum Glück kein Karies! Der Aufbau eines Pferdezahnes unterscheidet sich gegenüber dem eines Menschens. Die äußerste Schicht des Pferdezahnes nennt man Zement. Sie ist sehr hart und hat die Fähigkeit Farbpartikel aus der Nahrung einzulagern. Ein Pferd was vorwiegend Heu und Hafer frisst hat also eher gelbliche Zähne. Ein reines Weide Pferd kann schon mal einen grünlichen Schimmer auf den Zähnen haben. 

 

Zahnarzt. Raspeln.Sedierung.

Das Kauen des Pferdes ist eine Mahlbewegung (ähnlich wie wir Mehl mahlen), dabei entsteht ein dauerhafter Abrieb. Um auch ein ganzes Pferde Leben Zähne im Maul zu haben, hat die Natur den Pferden extrem lange Zähne gegeben. Der größte Teil des Zahnes ist versteckt im Kiefer Knochen. Jeden Tag schieben sich die Zähne ein Stückchen weiter aus dem Knochen, um diesen Abrieb auszugleichen. 

Bei dieser Mahlbewegung ist die Länge der Futterstücke entscheidend. Bei langem Futter (wie Heu/Gras) entsteht eine große und vollständige Kaubewegung. Bei kurzen Futter (Hafer) nutzt das Pferd nicht seinen vollen Kauschlag, dass heißt nicht die komplette Kaufläche der Zähne wird übereinander gerieben und somit entsteht ein ungleichmäßiger Abrieb. Dieser unregelmäßige Abrieb lässt irgendwann scharfe Ecken und Kanten an den Zähnen entstehen: Diese sollten regelmäßig vom Tierarzt abgeschliffen werden, um Schmerzen und Schleimhaut Schäden zu verhindern. 

Sedierung bei der Zahnbehandlung: Ich empfehle IMMER eine Sedierung, denn....

  • wir können den Pferden nicht erklären was passiert und ihnen die Angst somit nicht nehmen
  • jeder der mal beim Zahnarzt war weiß: es kann Schmerzen verursachen und wir kriegen auch eine Betäubung, wenn der Zahnarzt unsere Zähne behandeln muss
  • Der Tierarzt kann viel gründlicher und schneller Arbeiten, wenn das Pferd ruhig steht
  • Pferde sind Fluchttiere! Auch das liebste Pferd ist instinktiv gesteuert und kann in Panik verfallen: Die Sicherheit von Mensch und Tier sollte immer an erster Stelle stehen!

Trensen, Reithalfter, Verschnallung.

Über dieses Thema liest man sowohl in Social Media, als auch in Zeitschriften immer wieder etwas. Trotzdem werden Reithalfter immer noch falsch gebraucht und verschnallt, sei es in vollem Bewusstsein und somit als Zwangsinstrument, oder vielleicht einfach aus Unwissenheit.

 

Was ist eigentlich die Funktion eines Reithalfters?

Das Reithalfter soll die Kräfte die auf den Unterkiefer durch Zügelhilfen wirken, gleichmäßig auf Unter - sowie Oberkiefer verteilen. Zudem war ein ursprünglicher Gedanke, dass aufsperren des Maules zu verhindern.

 

Gerade dieser veraltete Gedanke, sollte uns alle hellhörig machen. Ganz einfach gesagt: Wenn mein Pferd das Maul aufsperrt, mache ich einen großen Fehler im Bereich Zügelhilfe. Um diesen zu beheben sollte ein guter Reitlehrer hinzugezogen werden und nicht versucht werden diesen Fehler mit einem Reithalfter optisch gerade zu biegen. In so einem Fall würde ich das Reithalfter evtl. sogar weg lassen, damit das Pferd bis zum beheben des eigenen Fehlers die Möglichkeit hat, der Kraft auszuweichen und größere Schäden zu verhindern.  

Interessant zu diesem Thema: Die Westernreiter reiten ohne Reithalfter, da ein Ziel ist, dass die Pferde das Gebiss und die Reiterhand so akzeptieren, dass kein aufsperren zu Stande kommt. Hier ist das Reithalfter lediglich ein Hilfszügel.

 

Was gibt es für Reithalfter? Wie werden sie verschnallt?

Mittlerweile habe ich schon fast selber den Überblick verloren, der Markt ist überflutet von neuen Ideen und Konstruktionen. Da eine Thematisierung aller Formen und Farben den Rahmen sprengen würde, habe ich nur die gängigsten Reithalfter gewählt:

  • Das Hannoversche Reithalfter: Sollte vier bis fünf Finger breit oberhalb der Nüstern verschnallt werden, es liegt mit seiner breitesten Stelle auf dem Nasenrücken, um einiges tiefer als das Englische Reithalfter. Es wird über dem Gebiss verschnallt und es sollten IMMER zwei aufgestellte Finger Platz zwischen Riemen und Pferdenase sein. Bei zu enger Verschnallung kann es zu Luftnot, Blutstau, sowie extreme beanspruchen des sehr dünnen Nasenrückens kommen. Die Erfindung dieses Reithalfters liegt weit zurück. Die Pferde, gerade Hannoveraner, hatten noch einen sehr langen Ramskopf mit langer Maulspalte. Die modernen Sportpferde heute, haben kurze quadratische Köpfe, oft mit kurzer Maulspalte ein korrektes Anpassen dieses Reithalfters ist kaum mehr möglich.
  • Das Englisch/ kombinierte Reithalfter: Sollte zwei Finger unterhalb des Jochbeins verschnallt werden. Auch hier ist wichtig: IMMER zwei aufgestellte Finger Platz zwischen Riemen und Pferdenase. Bei dem kombinierten Reithalfter ist ein zusätzlicher Pullerriemen vorhanden. Dieser verläuft schräg, unterhalb des Gebisses um die Pferdenase. Er sollte nie enger als ein bis zwei Finger verschnallt werden. ACHTUNG: Auch hier ist der ursprüngliche Gedanke der Funktion falsch. Wir sollten nicht versuchen, dass Pferd durch festschüren am Öffnen des Maules zu hindern. Er gilt, wenn überhaupt einer lockeren Begrenzung. Richtig angewandt auch zur Korrektur geeignet. 
  • Schwedisches Reithalfter: Die Form und die Verschnallung ist ähnlich wie bei dem Englisch/kombinierte Reithalfter, jedoch mit einer Umlenkrolle des zu befestigenden Riemens an der Unterseite des Unterkiefers. ACHTUNG: Diese Umlenkrolle vervielfacht die Kräfte beim verschließen des Reithalfters. Man sollte bei diesem Reithalfter extrem auf den Fingerabstand zwischen Nase und Riemen achten. 
  • Das Mexikanische Reithalfter: Dieses sieht man des öfteren bei den Springreitern. Aus meiner Sicht hat das eher optische Gründe. Sein typisch 'gekreuztes' Erscheinungsbild, ensteht durch die Kombination von Nasen - und Sperriemen in einem. Der Umschlag/ Kreuzpunkt dieser beiden, liegt mittig auf dem Nasenrücken. Verschnallt sollte der Kreuzpunkt möglichst hoch, die kleinen Ringe des Backenstücks dürfen nicht auf das Jochbein drücken. Für die Riemen gilt das gleiche wie oben beschreiben. Gut verschnallt, hat dieses Reithafter den Vorteil, die Kräfte gut zu verteilen und keinen Einfluss auf Atmung, dünnes Nasenende, oder die Maultätigkeit zu nehmen. Die Verschnallung ist jedoch nicht einfach, man sollte auf jedenfall einen Fachmann um Rat fragen.

 

 

Was passiert, wenn ein Reithalfter falsch, oder zu eng verschnallt wird?

  • Die Luftzufuhr wird drastisch reduziert: Damit sinkt die Leistungsfähigkeit, Organe/Gewebe/Muskeln/Sehnen werden nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt, es enstehen physische Schäden. Interessant: Ein Pferd kann ausschließlich durch die Nase atmen, da das Gaumensegel sehr lang ist.
  • Die Blutversorgung wird reduziert und oder gestaut: Sehr gut zu sehen, wenn ein Reithalfter zu eng verschnallt ist. Es treten dicke, prall gefüllte Adern über und unter dem Reithalfter hervor. 
  • Keine Möglichkeit sich den Kräften zu entziehen: Sollte man zu stark mit der Hand aufs Gebiss einwirken, sei es auch nur in einer Schreck - Situation, kann das Pferd sich den Kräften die auf Nase und Kiefer wirken nicht entziehen. Im schlimmsten Fall kann es zu Frakturen kommen. 
  • Das Kiefergelenk wird in seiner normalen Funktion eingeschränkt: Das Pferd kann mit zu engem Reithalfter keine normale Kaubewegung durchführen. Jedes Kauen wird gegen Widerstand durchgeführt, dies hat starke Verspannungen der Muskulatur, sowie Dysfunktionen im Kiefergelenk zur Folge. Als Spätfolge entsteht eine Kiefergelenksarthrose. Da das Kiefergelenk eine Verbindung mit dem Schädelknochen eingeht, hat eine Dysfunktion in diesem Bereich weitere Auswirkungen auf die Halswirbelsäule und kann somit weiterlaufend den gesamten Bewegungsapparat negativ beeinflussen. 
  • Psychische Unterdrückung: Eine Verhaltensweise des Pferdes wird durch Zwang unterbunden, dies hat negative Auswirkung auf die Psyche des Pferdes. Ein Kind bindet man ja auch nicht am Bett fest, nur weil es lernen soll um 18 Uhr einzuschlafen. 

Fazit.

Für mich hat jedes hier erwähnte Reithalfter seine Berechtigung, solange es zu dem Typ Pferd passt und korrekt verschnallt ist. Jeder von uns Hobby, oder Amateur Reitern, sollte einmal einen Fachmann über die Trense und deren Verschnallung gucken lassen. Wichtig finde ich auch, dass jeder von uns sein Zaumzeug kontrolliert, Pferd und Leder verändern sich. So kann jeder von uns zum Wohle der Pferde beitragen.

 

 


Heunetze im Hänger, in der Box, auf der Wiese?

Das handelsübliche Heunetz hat viele Einsatzorte bei uns in den Ställen. Welche mehr oder welche so gar nicht geeignet sind, möchte ich in diesem Beitrag erläutern. 

Um Pro und Contra des Heunetzes zu verstehen, ist es sinnvoll sich mit dem instinktiven Fressverhalten des Pferdes zu beschäftigen. Ein Pferd in freier Wildbahn frisst ca. 50% - 70% des Tages, dabei bewegt es sich im Schritt mit gesenktem Kopf fort. Dieses instinktive Verhalten ist gut im Stall zu beobachten. Schaut man einem Pferd beim Kraftfutter fressen zu, sieht man oft das Scharren mit dem Vorderbein. Genau das ist der vorwärts drang den ein Pferd beim fressen verspürt. Auch zu beobachten beim 'aus dem Eimer fressen', oft schieben die Pferde den Eimer an eine ganz andere Stelle, auch dass ist das gekoppelte Verhalten aus Fressen und Schritt gehen. Interessant ist, dass die Sättigung eines Pferdes von den Kauschlägen abhängig ist: Eine Sättigung tritt erst nach 35 000 Kauschlägen ein.

  • 1 Kg Heu erzeugt in ca. 50 Minuten 3500 Kauschläge 
  • 1 Kg Hafer erzeugt in ca. 10 Minuten 800 Kauschläge     

Wenn das Pferd also keine 50% - 70% des Tages Heu, oder Gras zur Verfügung hat, vermindert man die Kauschläge, die Sättigung tritt nicht ein, wir erzeugen Zahn-,sowie Kiefergelenks Probleme (dazu in einem anderen Beitrag mehr) und Magen - Darmprobleme. 

 

Eine positive, gute Einsatzmöglichkeit des Heunetzes ist also, dass überspannen von Heulagern auf Paddock, oder Weide. Damit kann man die Heu Aufnahme regulieren, gerade bei leicht futtrigen Rassen ist dies sehr wichtig. Trotz der Rationierung, können die Pferde genug Kauschläge ausführen. 

Im Hänger ist ein Heunetz praktisch, da das Pferd für kurze Zeit beschäftigt ist und kein loses Heu durch den Hänger fliegt.

 

Vermeiden sollte man, das aufhängen des Heunetzes in der Box. Der positive Effekt des Rationieren bleibt, jedoch gerade wenn man es etwas höher hängt, kann dies zu schweren Rücken Problemen führen. 

Wie oben erwähnt frisst ein Pferd physiologisch mit gesenktem Hals, in dieser Position ist es für das Pferd 'am gemütlichsten und enspanntesten'. Mit dem hohen Heunetz zwingen wir es 50% -70% des Tages in angespannter Stellung zu verweilen. Rücken Verspannungen, Blockaden und im schlimmsten Fall Entzündungsprozesse der Wirbel sind die Folge.

Eine Gute alternative wenn man trotzdem rationieren will, sind die länglichen Heunetze, die man an Wänden befestigen kann. Diese können in eine enspannte Fressposition gehangen werden, ohne eine Sicherheitsrisiko darzustellen. 

 

Zusammenfassend kann man sagen: Die Nutzung von Heunetzen ist sinnvoll, man sollte aber situationsbedingt entscheiden welches Modell man wählt. Sehr Wichtig ist die Fressposition des Pferdes.

 


Einrenken, knacken, Knochen brechen.

Ob bei meiner Arbeit als Physiotherapeutin, oder auch im Bereich Pferdeosteopathie tauchen diese Begriffe immer wieder auf. Aber was macht ein Therapeut wirklich, wenn er 'einrenkt' oder es bei der Behandlung plötzlich knackt?

 

Der Begriff 'einrenken' wird in der Fachsprache nicht gebraucht. Ein Therapeut spricht eher von 'manipulieren', oder 'Blockaden lösen'. Denn sobald ein Gelenk wirklich ausgerenkt ist, hilft keine Physiotherapie und keine Osteopathie. Bildlich zu vergleichen wäre dieser Zustand mit einer ausgekugelten Schulter. 

Was wir Therapeuten behandeln sind 'Läsionen', oder 'Blockaden'. Diese Begriffe bezeichnen eine Einschränkung in der Beweglichkeit eines Gelenkes, aber auch des Bindegewebes, der Faszien, oder der Muskulatur.

 

Durch verschiedene Techniken versuchen wir also den normalen (Bewegungs-)Zustand der oben benannten Strukturen wieder herzustellen. Bei den Techniken lösen sich Verklebungen, Saugnapf - Zustände in den Gelenken werden aufgehoben, oder 'verkeilte' Gelenke separiert. All das kann zu dem berühmten 'knacken' führen.

 

Ganz wichtig ist aber, dass es nicht 'knacken' MUSS!

Auch wenn die Technik ganz leise durchgeführt wird, passiert im Körper ganz viel.

 

Auch interessant zu wissen ist, dass also nicht nur Knochen knacken können. Verklebte Faszien zum Beispiel geben oft bei der Therapie erschreckende Geräusche von sich. 

Ich hoffe ich konnte mit diesem Beitrag ein paar Fragen beantworten, oder Licht ins Dunkle bringen. Bei Fragen: immer gerne, unter angegebenen Kontaktdaten, melden.